Die Schande der israelischen Medizin

Neve Gordon

,

Guy Shalev

,

Osama Tanous

Das medizinische Establishment in Israel missachtet die grundlegendsten Prinzipien des ärztlichen Ethos

Hippolyte Baraduc, from The Human Soul: Its Movements, Its Lights, and the Iconography of the Fluidic Invisible. Image courtesy of pdimagearchive.org.

Dieser Text wurde von zwei Mitgliedern der “Physicians for Human Rights Israel” und einem Rechtswissenschaftler verfasst. Die Autoren gewähren einen erschütternden Einblick in das Vorgehen des israelischen Gesundheitswesens seit dem 7. Oktober. Gestützt auf Aussagen von Ärzt:innen, Patient:innen, Berichten von internationalen Menschenrechtsorganisationen sowie Stellungnahmen der israelischen Ärztekammer dokumentieren sie die Behandlung palästinensischer Ärzt:innen und machen auf die Situation paläestinensischer Gefangener aufmerksam. Damit er auch in der deutschen Debatte wahrgenommen wird, hat the Diasporist ihn ins Deutsche übersetzt.

— Die Redaktion


Dieser Text erschien im englischen Original am 31. Mai 2025 in der New York Review of Books.

ENDE MÄRZ 2024 STÜRMTEN israelische Soldaten das Nasser-Krankenhaus im südlichen Gazastreifen. Sie verhafteten medizinisches Personal, Patienten und Zivilisten, die im Krankenhausgelände Zuflucht gesucht hatten. H., ein Orthopäde, befand sich gerade mitten in seiner Schicht, als die Soldaten begannen, ihn zu schlagen. Er wurde in den Bauch, den Unterleib und die Hoden getreten. Die Soldaten befahlen ihm, sich auszuziehen, sie legten ihm Handschellen an, verbanden ihm die Augen und führten ihn in den Hof des Krankenhauses. Anschließend fuhren sie ihn über die israelische Grenze zum berüchtigten Militärstützpunkt Sde Teiman in der Nähe der Stadt Be’er Scheva, wo zu diesem Zeitpunkt schon Hunderte Palästinenser mit verbundenen Augen und in überfüllten, schmutzigen Käfigen festgehalten wurden. Einige von ihnen mussten ohne Matratzen oder Decken auf dem Boden schlafen.

Im Oktober 2024 gab H. eine eidesstattliche Erklärung gegenüber den Physicians for Human Rights–Israel (PHRI) ab. Einer der Autoren dieses Artikels, Guy Shalev, ist Geschäftsführer dieser gemeinnützigen Organisation, ein weiterer, Osama Tanous, sitzt im Vorstand. H. berichtete, dass ihn seine Bewacher während der 69 Tage in Sde Teiman einmal in einen „Disco-Raum” ohne Matratzen gebracht hätten, wo ununterbrochen ohrenbetäubende Musik gespielt wurde. Schließlich brachten sie ihn in einen Verhörraum, wo er laut seiner Aussage „sechs Tage lang gefoltert wurde, indem man meine Hände und Füße hinter dem Rücken an einen Stuhl fesselte, mir auf den Bauch schlug und mich ohrfeigte, während meine Augen verbunden waren”. Nach 43 Tagen in Sde Teiman wurde er zur Vernehmung in ein Gefängnis unweit von Tel Aviv gebracht.

„Wir sind Kollegen“, sagte H. „Sie sollten mich menschenwürdig behandeln.“ Als Antwort, so erinnert er sich, „schlug mich der israelische Arzt, während ich noch die Augenbinde trug“. „Du bist ein Terrorist“, habe der Mann erwidert.

Dort wurde er einem Arzt vorgeführt, der bestätigte, dass H. infolge der Schläge Leisten- und Bauchhernien entwickelt hatte. „Er sagte, ich müsse operiert werden und dürfe nicht verhört werden“, berichtete H. Doch er wurde ohne Behandlung nach Sde Teiman zurückgeschickt. „Sobald ich in die Haftanstalt zurückkam“, berichtete H., „schlugen mich die Soldaten, knallten meinen Kopf auf den Boden und rieben mein Gesicht im Sand. Sie traten mich und schlugen mich.“

Nach weiteren drei Wochen in Sde Teiman wurde H. erneut verlegt, diesmal in eine Haftanstalt in Ashkelon nahe der Grenze zum Gazastreifen. Dort wurde er von einem anderen Arzt untersucht, der ihm während der Untersuchung die Augenbinde nicht abnahm. „Wir sind Kollegen“, sagte H. „Sie sollten mich menschenwürdig behandeln.“ Als Antwort, so erinnert er sich, „schlug mich der israelische Arzt, während ich noch die Augenbinde trug“. „Du bist ein Terrorist“, habe der Mann erwidert.

Einige Wochen später wurde H. in der medizinischen Einrichtung des israelischen Gefängnisdienstes in Ramleh einem dritten Arzt vorgeführt, der nach einer zehnminütigen Untersuchung bestätigte, dass er wegen einer Hernie eigentlich operiert werden müsse – doch gleichzeitig bestand der Arzt darauf, dass dies nicht so dringend sei. H. wurde erneut zurückgebracht, diesmal ins Ofer-Gefängnis. Er erinnert sich in seiner eidesstattlichen Erklärung daran, dass der Richter bei einer Gerichtsverhandlung im Juli letzten Jahres seine Haft um 45 Tage verlängert habe; weder dort noch bei den folgenden Vernehmungen habe er Kontakt zu einem Anwalt erhalten. Er gelte als „mit einer Terrororganisation verbunden“, wurde ihm im August in einer telefonischen Anhörung durch einen Richter mitgeteilt. Bevor dieser abrupt auflegte, teilte er H. mit, dass er bis auf Weiteres in Untersuchungshaft in Ofer bleiben werde. „Ich bin Arzt”, protestierte H. Dann war der Richter verschwunden.


H. befindet sich weiterhin in Ofer in Untersuchungshaft – einer von über 380 Mitarbeitern des Gesundheitswesens in Gaza, die seit Oktober 2023 von israelischen Streitkräften festgehalten werden. (Laut Health Care Workers Watch werden zwei Dutzend weitere Kollegen vermisst.) Zwischen Juli und Dezember 2024 sammelte PHRI Aussagen von 24 dieser palästinensischen medizinischen Fachkräfte, die in zivilen und militärischen Haftanstalten in Israel festgehalten wurden. So gut wie alle berichteten von Folter in Form von schweren Schlägen, ständiger Fesselung und Schlafentzug. Laut der Dokumente, die PHRI durch eine Informationsfreiheitsanfrage erhalten hat, starben zwischen Oktober 2023 und September 2024 mindestens 63 Palästinenser in israelischer Haft, darunter die Ärzte Adnan al-Bursh, Iyad al-Rantisi und Ziad al-Dalou sowie der Rettungssanitäter Hamdan Abu Anaba. Seitdem hat die Gruppe anhand von Daten, die von Menschenrechtsorganisationen und der Palästinensischen Autonomiebehörde gesammelt wurden, festgestellt, dass in den letzten 19 Monaten mindestens siebenundzwanzig weitere Häftlinge gestorben sind, wodurch sich die Gesamtzahl auf neunzig erhöht. Zum Vergleich: In Guantanamo starben in einem Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren neun Häftlinge in Haft.

Die von PHRI gesammelten eidesstattlichen Erklärungen zeigen einige wiederkehrende Vorgehensweisen. Eines davon ist der Einsatz von Hunden, um Gefangene anzugreifen und sie zu demütigen. M.T., der Leiter der chirurgischen Abteilung des Indonesian Hospital im Norden Gazas, berichtete PHRI, dass Soldaten einer Anti-Terror-Einheit namens Force 100 drei Tage hintereinander sein Gefangenenlager in Sde Teiman mit Hunden überfallen hätten. „Sie schlugen uns während sie die Hunde auf uns urinieren und koten ließen“. K.S., ein 29-jähriger Chirurg im Al-Shifa-Krankenhaus, berichtete: „Sie schlugen uns mit Knüppeln, mit Fäusten und ließen ihre Hunde auf uns urinieren. Sie kommen immer mit Hunden … mich haben sie zweimal mit Hunden angegriffen.“

Eine weitere, wiederholt genannte Misshandlung war die weit verbreitete medizinische Vernachlässigung. Ein 27-jähriger Allgemeinarzt aus dem Al-Aqsa-Krankenhaus namens M.S. beschrieb, wie auch andere Häftlinge, die Ausbrüche von Krätze in seinem Gefängnistrakt. „Weder diese Infektionen wurden behandelt“, sagte er, „noch irgendetwas anderes.“

Die überwiegende Mehrheit der Ärzte – ganz zu schweigen von allen israelischen Krankenhäusern und der israelischen Ärztekammer – weigerte sich, die Zerstörung des Gesundheitssystems in Gaza zu verurteilen; einige lobten die Zerstörung offen, forderten sogar die Zerstörung von Krankenhäusern in Gaza.

Diejenigen, die es schafften, von israelischen Ärzten untersucht zu werden, machten oft ähnliche Erfahrungen wie H. K.S. erinnerte sich daran, dass ein Arzt zu ihm sagte, seine Krätze würde „von selbst heilen“. Einem 49-jähriger Chirurg, N.T., der Medikamente gegen Bluthochdruck nehmen muss, wurde nach seiner Festnahme während der Razzia im Nasser-Krankenhaus im März 2024 monatelang der Zugang zu einem Arzt verweigert. In seiner eidesstattlichen Erklärung beschreibt er, wie er nach Sde Teiman gebracht, mit Handschellen gefesselt und mit verbundenen Augen die ersten siebzehn Tage nur in Unterwäsche verbringen musste. Den nächsten Monat verbrachte er in einer Haftanstalt namens Anatot in der Nähe des palästinensischen Dorfes Anata im besetzten Westjordanland, dann zwei Monate in Ofer, wo er endlich einen Arzt zu sehen bekam. Dieser verschrieb ihm Medikamente – aber nur für zehn Tage.

Solch eine medizinische Vernachlässigung kann zum Tod führen. In seiner Aussage berichtete M.T., dass ein anderer Häftling, M., in dem Trakt, in dem Häftlinge mit gesundheitlichen Problemen untergebracht waren, einen Schlaganfall erlitt. „Ein shawish [ein Häftling, der von den Gefängnisbehörden als Vermittler eingesetzt wird] rief eine Krankenschwester“, erinnerte sich M.T., „die zu ihm sagte: ‚Du bist kein Arzt, misch dich nicht ein.‘“ Am nächsten Tag wurde der Wächter und ein Mitarbeiter des Shin-Bet alarmiert. „Sie wurden gewarnt, dass der Häftling sterben würde“, sagte M.T. Endlich erschien ein Arzt, „aber M. war bereits tot.“


1989 behandelten die südafrikanischen Ärzte William John Kalk und Yosuf Veriava zwanzig politische Gefangene, die nach einer Hungerstreikaktion in Johannesburg ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. Als die Behörden sie aufforderten, ihre Patienten zurück in Haft zu schicken, weigerten sie sich, da sie fürchteten, dass die Männer gefoltert werden könnten. Ihre Entscheidung, die in der medizinischen Ethikliteratur als „Kalk’s refusal“ bekannt ist, dient seitdem als moralischer Leitfaden für Ärzte, die ihre ethischen Verpflichtungen gegenüber Patienten nicht verletzen wollen. 1999 wurde sie im Istanbul-Protokoll zitiert, der wichtigsten UN-Richtlinie für medizinisches Fachpersonal, das Fälle von Folter und Misshandlung dokumentiert. Diese weist Ärzte an, einen Häftling nicht an den Ort seiner Inhaftierung zurückzuschicken, wenn eine Untersuchung die Vorwürfe bestätigt, dass eine Misshandlung stattgefunden hat.

In den letzten anderthalb Jahren ist jedoch eine andere Art der Verweigerung in medizinischen Einrichtungen in Israel zu beobachten. Einige Krankenhäuser weigerten sich zunächst, verwundete palästinensische Häftlinge überhaupt zu behandeln. Später setzten einige Ärzte diese Weigerung auf individueller Ebene fort; viele, die Häftlinge behandelten, forderten nicht, dass ihnen die Augenbinden und Fesseln abgenommen wurden. Als palästinensische Ärzte, die in israelischen Krankenhäusern arbeiteten, bedroht wurden, verweigerte ihre Einrichtung ihnen die Unterstützung. Die überwiegende Mehrheit der Ärzte – ganz zu schweigen von allen israelischen Krankenhäusern und der israelischen Ärztekammer – weigerte sich, die Zerstörung des Gesundheitssystems in Gaza zu verurteilen; einige lobten die Zerstörung offen, forderten sogar die Zerstörung von Krankenhäusern in Gaza. Als sich diese Vergehen häuften, weigerten sich die wichtigsten medizinischen Ethikinstitutionen des Landes in den meisten Fällen, sich zu äußern.

Palästinenser im Allgemeinen und gefangene Palästinenser im Besonderen werden seit jeher entmenschlicht.

Die Grundlagen für diese Ablehnung sind über Jahrzehnte entstanden. Palästinenser im Allgemeinen und gefangene Palästinenser im Besonderen werden seit jeher entmenschlicht. Das israelische Gesundheitswesen unterhält enge Beziehungen zum Staat und zum Sicherheitsapparat, da die meisten hochrangigen Beamten aus dem Militärischen Sanitätsdienst stammen. Führende Krankenhäuser sind stolz darauf, sich an den Kriegsbemühungen zu beteiligen: „In Kriegszeiten verschmelzen das zivile und das militärische System zu einem“, sagte Yoel Har-Even, Vizepräsident für globale Angelegenheiten am Sheba Medical Center, auf dem Miami-Gipfel der Jerusalem Post im vergangenen Dezember.

Doch in den ersten Tagen des israelischen Angriffs auf Gaza eskalierten Fälle von medizinischer Vernachlässigung und Mittäterschaft dramatisch. Am 11. Oktober 2023 wies der damalige israelische Gesundheitsminister Moshe Arbel die Krankenhausdirektoren an, „Terroristen“ die Behandlung zu verweigern und sie in medizinische Einrichtungen der Gefängnisbehörde und des Militärs zurückzuschicken. (In der Praxis neigen Regierungsbeamte und Mainstream-Medien dazu, den Begriff „Terrorist“ willkürlich für palästinensische Männer zwischen 15 und 70 Jahren zu verwenden.) Am selben Tag verweigerten das Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv und das Sheba Medical Center in Ramat Gan palästinensischen Häftlingen die Behandlung; ein rechter Mob stürmte zudem das Sheba auf der Suche nach „Terroristen“. Kurz darauf weigerte sich das Hadassah-Krankenhaus in Jerusalem aus Angst vor einem weiteren solchen Mob-Angriff, einen verletzten Palästinenser aufzunehmen, den das Militär mit schweren Schussverletzungen in die Notaufnahme gebracht hatte. „Quellen innerhalb des Krankenhauses“ teilten Haaretz mit, dass seine Behandlung „die nationalen Gefühle verletzen“ würde.

Das Soroka-Krankenhaus in Be’er Sheva steigerte diese Praxis noch. In den zehn Monaten nach den Angriffen der Hamas am 7. Oktober rief das Krankenhauspersonal laut Haaretz-Berichten mindestens dreimal die Polizei, als drei palästinensische Frauen ohne Papiere in die Notaufnahme kamen. (Sprecher des Krankenhauses betonten gegenüber den Journalisten, dass dies eine „in Abstimmung mit der Polizei“ festgelegte Vorgehensweise sei, obwohl die Polizei selbst „die Existenz einer solchen Anweisung dementierte.”) In einem weiteren Fall kam eine schwangere Palästinenserin aus dem Westjordanland mit Wehen ins Krankenhaus. Seit 2013 lebte sie mit ihrem Mann in Rahat, einer Beduinenstadt in Israel; ihre drei Kinder sind israelische Staatsbürger. Nachdem der Arzt sie untersucht hatte, wurde sie noch vor ihrer offiziellen Entlassung von der Polizei festgenommen, zu einem Kontrollpunkt im Westjordanland gebracht und dort ausgesetzt, bis ihr Mann sie abholte und nach Jenin fuhr, wo ihre Eltern leben. Sie brachte fünf Tage später ihr Kind zur Welt.

„Um heute im Krankenhaus weiterarbeiten zu können, muss man seine Menschlichkeit verlieren“, sagte ein medizinischer Mitarbeiter in einem Bericht des palästinensischen Forschungszentrums Mada al-Carmel. „Man sollte kein Mitgefühl für jemanden aufbringen, der auf der anderen Seite stirbt, selbst wenn es sich dabei um ein kleines Kind handelt.“

Während Krankenhäuser palästinensische Häftlinge abwiesen, gerieten ihre eigenen palästinensischen Mitarbeiter – die ein Viertel aller Ärzte und fast die Hälfte der neu lizenzierten Ärzte und Krankenschwestern in Israel ausmachen – unter Generalverdacht. Etwa eine Woche nach dem 7. Oktober reichten mehrere Personen Beschwerden ein, in denen behauptet wurde, Abed Samara, Leiter der kardiologischen Intensivstation im Hasharon-Krankenhaus in Petah Tikva, habe auf Facebook seine Unterstützung für die Hamas zum Ausdruck gebracht. Am 18. Oktober behauptete Yinon Magal – Fernsehmoderator, rechter Influencer und ehemaliges Knesset-Mitglied – auf seinem Telegram-Kanal, dass Samara „sein Profilbild in eine Hamas-Flagge geändert hat und Hetze betreibt, weil er über den muslimischen ‚Tag des Jüngsten Gerichts’ spricht”. Es handelte sich dabei um ein Bild mit einer grünen Flagge und der Shahada, einem Spruch, den jeder gläubige Muslim fünfmal am Tag wiederholt: „Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Gesandter.”

Am selben Tag suspendierte das Krankenhaus Samara nach fünfzehnjähriger Tätigkeit. Der neue israelische Gesundheitsminister Uriel Busso behauptete in den sozialen Medien, Samara habe sein Profil mit „Hamas-Flaggen“ versehen und „Worte der Unterstützung für die Terrororganisation geschrieben, die Hunderte von Juden kaltblütig abgeschlachtet und ermordet hat“. Als die Polizei und der Geheimdienst das Krankenhaus darüber informierten, dass das Bild bereits 2022 gepostet worden war und lediglich religiöse Überzeugung zum Ausdruck brachte, war Samara bereits mit Morddrohungen und Hunderten von Hassbotschaften konfrontiert worden und hatte beschlossen, dass er unter diesen Umständen nicht mehr zur Arbeit zurückkehren könne.

Andere palästinensische Ärzte und Krankenschwestern haben PHRI anvertraut, dass sie Angst haben, auf ihren privaten Social-Media-Konten etwas zu posten, das als politisch interpretiert werden könnte. Krankenhäuser, so berichten sie, seien von einer Atmosphäre der Militarisierung, Überwachung und Schweigepflicht geprägt. „Um heute im Krankenhaus weiterarbeiten zu können, muss man seine Menschlichkeit verlieren“, sagte ein medizinischer Mitarbeiter in einem Bericht des palästinensischen Forschungszentrums Mada al-Carmel. „Man sollte kein Mitgefühl für jemanden aufbringen, der auf der anderen Seite stirbt, selbst wenn es sich dabei um ein kleines Kind handelt.“


Ihre israelischen Kollegen haben keine solchen Hemmungen und äußern sich frei. Palästinensische Ärzte und Krankenschwestern berichteten PHRI, dass sie Kollegen gehört hätten, die sagten, Israel solle „Gaza ethnisch säubern“, „Gaza in Schutt und Asche legen“ und „es dem Erdboden gleichmachen“. Sie haben gesehen, wie Kollegen Nachrichten in sozialen Medien gepostet haben, wie z.B. jene, die am 21. Oktober 2023 von einem leitenden Chirurgen des Carmel Medical Centre in Haifa weiterverbreitet wurde. Diese Nachricht, die offenbar ursprünglich von jemandem stammte, der militärisch in Gaza im Einsatz war, bezog sich auf den berühmten Gefangenenaustausch, den Israel mit der Hamas für die Freilassung des gefangenen Soldaten Gilad Shalit ausgehandelt hatte:


Die UNO fordert eine verhältnismäßige Reaktion. Hier also einige Verhältnisse: Für Gilad Shalit haben wir 1027 Gefangene freigelassen. Ein Jude entspricht 1027 Terroristen. 1350 ermordete Juden mal 1027 [entspricht] 1.386.450 Toten in Gaza. An dieses Verhältnis haben wir uns gewöhnt; ich habe gerne geholfen.

Diese und andere genozidale Aufrufe wurden nicht nur in den ersten Wochen und Monate nach dem Massaker vom 7. Oktober geäußert. Neunzehn Monate nach Beginn des Krieges gegen Gaza schrieb Amos Sabo, leitender Chirurg bei Maccabi Healthcare Services, auf X, dass er seinen Reservedienst als einen Beitrag zur öffentlichen Gesundheit betrachte, indem er „Kakerlaken und andere widerwärtige Insekten beseitige“. Einige Monate zuvor schrieb er: „Gaza sollte ausgelöscht werden. Dort gibt es keine Unschuldigen.“

Auch Krankenhäuser selbst haben sich in den sozialen Medien für Israels Krieg im Gazastreifen stark gemacht. Im November 2023 teilte das Bnai Zion Medical Center in Haifa einen Instagram-Post mit Ärzten in Militärkleidung, die in Gaza stationiert waren, und der Botschaft „Grüße von der Front“. Eine Instagram-Story des Sheba Medical Center vom Juni 2024 berichtete über das „Doppelleben“ eines seiner Ärzte, der seine Zeit zwischen dem Operationsraum und dem Cockpit eines F16-Kampfflugzeugs verbringt. Es gibt Parallelen zwischen Kampfflugzeugen und Behandlungsräumen, sagt der Pilot:


Beides bringt einen an den Rand und erfordert Präzision, Verantwortung, Entscheidungsfähigkeit unter Druck zu arbeiten und die Fähigkeit, mit Fehlern umzugehen. Es gibt kein „Ich hätte das Ziel fast getroffen“ – entweder man trifft es oder man trifft es nicht. Wenn man in der Höhe nicht präzise genug ist, stürzt man ab – wenn man eine Ader auch nur einen Millimeter nach rechts durchtrennt, dann kann das katastrophale Folgen haben.

Solche Beiträge erschienen zu einer Zeit, als Israel täglich bei Luft- und Bodenangriffen Dutzende Zivilisten tötete und eine äußerst prekäre Lage für medizinisches Personal in Gaza herrschte, wo laut UN die Zahl der bei Militärangriffen getöteten Gesundheits- und Hilfskräfte beispiellos in der jüngeren Geschichte ist.

Anfang November 2023 – ungefähr zu dem Zeitpunkt, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtete, dass das israelische Militär bereits mindestens 9.770 Palästinenser, darunter ca. 4.0000 Kinder, getötet und weitere 25.000 verletzt hatte – veröffentlichten Dutzende jüdisch-israelische Ärzte einen offenen Brief, in dem sie das Militär aufforderten, palästinensische Krankenhäuser zu bombardieren. Die Ärzte ließen sich weder davon abhalten, dass vierzehn der sechsunddreißig Krankenhäuser in Gaza aufgrund von Luftangriffen oder Mangel an Treibstoff, Sauerstoff, Medikamenten, medizinischer Ausrüstung und Lebensmitteln bereits ihren Betrieb eingestellt hatten, noch von den internationalen humanitären Rechtsvorschriften, wonach medizinische Einrichtungen „jederzeit geschützt werden müssen und nicht Ziel von Angriffen sein dürfen“. Da „die Bewohner Gazas es für angebracht hielten, Krankenhäuser in Terroristenverstecke zu verwandeln, um die Moral des Westens auszunutzen“, argumentierten diese Ärzte, hätten sie „die Zerstörung über sich selbst gebracht. […] Es ist undenkbar, israelische Bürger im Stich zu lassen und Massenmördern Schutz zu gewähren, nur weil sie sich in Krankenhäusern verstecken.“ Eine der Unterzeichnerinnen, die in den USA geborene israelische Gynäkologin Chana Katan, erklärte: „Ich werde alles in meiner Macht Stehende dafür tun, um die Soldaten der IDF in Schutz zu nehmen und dafür zu sorgen, dass sie sicher nach Hause zurückkehren können. Es ist die Pflicht der IDF, die Terroristen zu bombardieren, die sich in Krankenhäusern in Gaza verstecken.“ (UN-Vertreter sowie Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch betonten wiederholt, dass Israel keine ausreichenden Beweise vorgelegt habe, um Behauptungen über die Nutzung von Krankenhäusern durch militante Gruppen zu belegen. Eine Analyse von israelischem Bildmaterial ergab, dass diese Behauptungen nicht glaubwürdig sind.)

Die amtierende Vorsitzende der Ethikkommission der Israelischen Ärztekammer, Tammy Karni, veröffentlichte kurz darauf eine prägnante Erklärung als Antwort auf den Brief der Ärzte: „Selbst in diesen sensiblen Tagen, in Zeiten des Krieges, ist es die Aufgabe der Ärzte, Verwundete zu behandeln“, hielt Karni für nötig zu erklären:


Die Wahrung einer moralischen Haltung ist das, was den Staat Israel auszeichnet. Im Laufe der Geschichte haben sich israelische Ärzte nie darauf eingelassen, in den moralischen Verfall hineingezogen zu werden, den unser Feind erreicht hat … Die Ärzte der IMA werden keine Verbrechen gegen die Menschlichkeit unterstützen.

Und doch unterzeichnete die IMA – eine Berufsvereinigung, die 95 Prozent der Ärzte in Israel vertritt – weniger als drei Wochen später selbst eine Erklärung, die die Angriffe der israelischen Armee auf palästinensische Krankenhäuser im Gazastreifen faktisch rechtfertigte. Mitte November belagerte das israelische Militär das Al-Shifa-Krankenhaus, beschoss die Umgebung, kappte die Wasser- und Stromversorgung und schickte Bodentruppen in das Gelände, in dem sich zu diesem Zeitpunkt 7.000 Vertriebene, 1.500 Mitarbeiter des Gesundheitswesens und 700 Patienten, darunter auch Frühgeborene, befanden. Israelische Militärsprecher bestanden darauf, dass sich die „Hamas-Zentrale“ in Tunneln direkt unter der medizinischen Einrichtung befinden würde – eine Behauptung, für die Israel keine Beweise vorlegen konnte, obwohl es schließlich das gesamte Gelände besetzte.

Ab dem 8. November 2023 hatten Beamte der WHO und der UNRWA die Belagerung wegen ihrer „katastrophalen“ Auswirkungen auf die medizinische Versorgung immer wieder verurteilt. Am 23. November schickten die Ethikkommissionen von sechs israelischen Gesundheitsverbänden – darunter die IMA, die Nationale Vereinigung der Krankenschwestern und die Israelische Psychologenvereinigung – einen Brief an die WHO, in dem sie sich weigerten, sich der Verurteilung der Belagerung anzuschließen, und stattdessen die WHO für ihr „Schweigen“ zur angeblichen Kontrolle der Hamas über al-Shifa kritisierten. Die Vorsitzenden der Ethikkommissionen wiederholten die delegitimierende Rhetorik der Regierung über das palästinensische Gesundheitssystem und erklärten, dass „Terroristen oder Militante, wenn sie sehen, dass keine Einwände erhoben werden, wenn Krankenhäuser für Kampfhandlungen genutzt werden, sich frei fühlen werden, dies auch bei anderen Gelegenheiten und an anderen Orten zu tun“.


Gleichzeitig haben sich die Mitglieder der Ethikkommissionen dieser Verbände weitgehend still verhalten, während das Gesundheitspersonal in Israel gegen die ethischen Grundsätze des Berufsstands verstößt. Was im Oktober 2023 als institutionelle Politik der Verweigerung der Aufnahme inhaftierter Palästinenser begann, entwickelte sich bald zu einer weit verbreiteten Praxis individueller Verweigerungen durch einzelne Ärzte: Ende des Monats, bei der Ankunft eines fünfzehnjährigen Häftlings in einem Krankenhaus im Zentrum Israels, weigerte sich eine Krankenschwester, ihn medizinisch zu versorgen, während eine andere ihm gewaltsam die Infusion entfernte und seine sofortige Verlegung aus dem Krankenhaus forderte. Dieses Muster hielt viele Monate nach Kriegsbeginn an; erst im Februar dieses Jahres weigerte sich eine Krankenschwester im Kaplan Medical Center in Rehovot, einen Häftling zu behandeln.

Ein Arzt vertraute einem unserer Mitarbeiter an, dass Kollegen „nach invasiven Eingriffen Schmerzmittel vorenthalten und dann erklärten, dass Schmerzmittel ein Privileg seien, das palästinensische Häftlinge nicht verdienten”.

Bei der Aufnahme werden den Häftlingen regelmäßig Hände und Füße mit Handschellen an das Bett gefesselt, was die Wärter als „four-point restraints” bezeichnen. Ein Arzt vertraute einem unserer Mitarbeiter an, dass Kollegen „nach invasiven Eingriffen Schmerzmittel vorenthalten und dann erklärten, dass Schmerzmittel ein Privileg seien, das palästinensische Häftlinge nicht verdienten”. Nach monatelangen Beschwerden des Ethikausschusses der PHRI veröffentlichte die IMA im Februar endlich ein Schreiben, in dem sie „die Fesselung von Gefangenen und Häftlingen in Krankenhäusern im ganzen Land” verurteilte.

In anderen Fällen erhielten Häftlinge nur minimale Behandlung, bevor sie in eine Haftanstalt zurückgeschickt wurden, selbst wenn ihr Zustand lebensbedrohlich war. Am 6. Juli 2024 wurde ein Häftling aus Sde Teiman in das Assuta-Krankenhaus in Ashdod verlegt, nachdem er schwere Verletzungen an Hals, Brust und Bauch sowie einen Rektumriss erlitten hatte. Die ärztliche Untersuchung ergab, dass er während seiner Haft Folter und sexueller Gewalt ausgesetzt gewesen war. Unmittelbar nach der Behandlung wurde er jedoch zu seinen Folterern zurückgeschickt. Laut Human Rights Watch konnten die Häftlinge in Sde Teiman die Schreie anderer Häftlinge hören, die gefoltert wurden; die Ärzte im Feldkrankenhaus, in das regelmäßig Patienten mit Verletzungen eingeliefert wurden, die auf schwere Gewalt hindeuteten, müssen sie ebenfalls gehört haben. Den dort tätigen Ärzten wurde von den Militärbehörden verboten, bei der Untersuchung von Häftlingen oder beim Unterzeichnen von medizinischen Berichten ihren Namen oder ihre ärztliche Zulassungsnummer anzugeben. Wenn Ärzte auf diese Weise aufgefordert werden, ihre Identität zu verschleiern, soll dies in der Regel verhindern, dass sie später wegen ihrer Mitschuld an den Misshandlungen in der Einrichtung zur Rechenschaft gezogen werden.

Im April 2024 berichtete Haaretz, dass ein israelischer Arzt einen Brief an den Verteidigungs- und Gesundheitsminister sowie an den Generalstaatsanwalt geschickt hatte, in dem er die harten Bedingungen, denen palästinensische Häftlinge in der Einrichtung ausgesetzt waren, und die stillschweigende Zustimmung, die vom medizinischen Personal erwartet wurde, detailliert beschrieb. „Erst diese Woche“, erklärte er, „mussten zwei Patienten aufgrund von Verletzungen durch Handschellen amputiert werden. Leider ist dies zur Routine geworden.“ Der Arzt beschrieb weiter, wie Patienten durch Strohhalme ernährt, zur Verrichtung ihrer Notdurft Windeln benutzen mussten und ständig mit Handschellen gefesselt und mit verbundenen Augen festgehalten wurden. „Seit den ersten Tagen des Betriebs des Feldkrankenhauses“, schrieb er, „kämpfe ich mit schwierigen ethischen Dilemmas … Wir alle sind zu Komplizen bei der Verletzung israelischen Rechts geworden. Als Arzt beunruhigt mich die Verletzung meiner grundlegenden Verpflichtung, alle Patienten gleich zu behandeln, noch mehr – ein Versprechen, das ich vor zwanzig Jahren bei meinem Studienabschluss gegeben habe.“ (In einer Antwort an den Reporter der Zeitung beharrte das Gesundheitsministerium darauf, dass „die medizinische Versorgung in Sde Teiman den internationalen Regeln und Konventionen entspricht, zu denen Israel sich verpflichtet hat.“)

In Anlehnung an eine selbstbeweihräuchernde Floskel, die oft zur Beschreibung des israelischen Militärs verwendet wird, bezeichnete er sie als „die moralischsten Ärzte, die ich je getroffen habe“.

Zwischen Februar und April 2024 veröffentlichte PHRI zwei Berichte, in denen detailliert beschrieben wurde, wie inhaftierten Palästinensern systematisch das Recht auf Gesundheit vorenthalten wurde. In beiden Berichten forderte die Organisation die IMA nachdrücklich dazu auf, dafür zu sorgen, dass die Inhaftierten eine medizinische Versorgung erhalten, die im Einklang mit dem israelischen Recht, internationalen Verträgen und ethischen medizinischen Standards steht. Schließlich antwortete Yossef Walfisch, der neue Vorsitzende des Ethikausschusses der IMA, im April desselben Jahres mit einer offiziellen Erklärung. „Israelische Ärzte“, betonte er, „sind verpflichtet, sich an internationale Konventionen, medizinische Ethikgrundsätze und die Genfer Abkommen zu halten.“ Sie „alle müssen notwendige medizinische Versorgung leisten, sei es in Krankenhäusern, Gefängnissen oder militärischen Einrichtungen, und sich dabei ausschließlich von medizinischen Erwägungen leiten lassen.“

Er führte diesen Brief in einem Artikel auf Doctors Only, einer Website für die medizinische Fachwelt des Landes, näher aus. Doch selbst hier verband Walfisch seine pathetischen Äußerungen über die Bedeutung einer humanen medizinischen Versorgung für alle mit Versuchen, die Beweise für die schreckliche Behandlung der Palästinenser zu leugnen. Immer wieder bezeichnete er palästinensische Patienten als „Hamas-Terroristen“. Da die „Sicherheit des medizinischen Personals Vorrang vor allen anderen ethischen Erwägungen“ habe, erklärte er, sollten die für die Inhaftierung zuständigen Behörden entscheiden, wer gefesselt und mit verbundenen Augen versorgt werden müsse, und obwohl das Gesundheitspersonal in Gefängnissen und Krankenhäusern „so wenig wie möglich Handschellen“ verwenden sollte, müsse es sich insgesamt an die Richtlinien der Behörden halten. Er berief sich auf Sde Teiman, sagte jedoch nichts über die dortigen Schläge, Folterungen und medizinische Vernachlässigung. Stattdessen gab er bekannt, dass er bei seinem Besuch beim medizinischen Team der Basis Mitarbeiter gesehen habe, die „Tag und Nacht arbeiten, um innerhalb der Grenzen dieser Art von Einrichtung die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten“. In Anlehnung an eine selbstbeweihräuchernde Floskel, die oft zur Beschreibung des israelischen Militärs verwendet wird, bezeichnete er sie als „die moralischsten Ärzte, die ich je getroffen habe“.

Es ist schwer, nicht zu dem Schluss zu kommen, dass die IMA ihrer Verpflichtung zur Verteidigung der medizinischen Ethik nicht nachgekommen ist. Sie hätte israelische Ärzte kritisieren können, die genozidale Botschaften in sozialen Medien gepostet haben, sie hätte Gesundheitsfachkräfte prüfen können, die angeblich den Weg frei für Folter gemacht haben, und sie hätte palästinensische Ärzte wie Abed Samara verteidigen können, die zu Unrecht wegen Unterstützung des Terrors bedroht wurden. Stattdessen hat sie nicht nur die Augen vor diesen Missbräuchen verschlossen, sondern auch die Verteidigungslinie Israels übernommen und die Hamas für die israelischen Übergriffe im Gazastreifen verantwortlich gemacht, zu denen nicht nur die von Menschenrechtsorganisationen als Völkermord eingestuften Verbrechen wie Aushungern, Mord und Vertreibung gehören, sondern auch ganz konkret die Zerstörung des Gesundheitssystems im Gazastreifen, die Tötung von mehr als 1.400 medizinischen Fachkräften und die rechtswidrige Inhaftierung von fast 400 weiteren Personen.

In den letzten Monaten ist das Schweigen der israelischen medizinischen Einrichtungen noch ohrenbetäubender geworden.

In den letzten Monaten ist das Schweigen der israelischen medizinischen Einrichtungen noch ohrenbetäubender geworden. Nach unserem Kenntnisstand hat sich kein einziger prominenter Vertreter des medizinischen Establishments zu Wort gemeldet, nachdem Berichte bekannt wurden, dass israelische Streitkräfte in den frühen Morgenstunden des 23. März fünfzehn palästinensische Sanitäter und Helfer, die im Süden Gazas eine Rettungsmission durchführten, aus dem Hinterhalt überfallen und massakriert hatten und anschließend versuchten, das Verbrechen zu vertuschen, indem sie die Leichen in einem sandigen Massengrab neben ihren zertrümmerten Krankenwagen und einem Feuerwehrauto verscharrten; auch nicht, als bekannt wurde, dass ein Militärsprecher über die Gräueltat gelogen hatte, indem er fälschlicherweise behauptete, die Blaulichter der Krankenwagen seien bei ihrer Ankunft am Tatort ausgeschaltet gewesen, und er den ermordeten Sanitätern vorwarf, sich „auf verdächtige Weise genähert zu haben“. Kein Krankenhausdirektor, kein Dekan der medizinischen Fakultät oder kein IMA-Vertreter sagte ein Wort dazu, selbst nachdem zwei Zeugen des UN-Bergungsteams aussagten, dass mindestens einem der getöteten  Sanitäter die Hände gefesselt wurden, und nachdem der Arzt, der die Obduktion durchgeführt hatte, bestätigte, dass mehrere durch Kopfschüsse und Schüsse in ihre Oberkörper getötet worden waren.

Einen Monat zuvor war das Sheba Medical Center von Newsweek zum achtbesten Krankenhaus der Welt gekürt worden, eine prestigeträchtige Auszeichnung, die nicht nur den Ruf des Sheba Krankenhauses, sondern des gesamten israelischen Gesundheitssystems ehrt. In einer Pressemitteilung zur Feier dieser Auszeichnung versprach das Krankenhaus, dass seine Ärzte „weiterhin danach streben werden, den Standard der Gesundheitsversorgung für alle zu verbessern“.

Neve Gordon lehrt an der Queen Mary University of London. Er ist Autor von „Israel’s Occupation“ und Ko-Autor (mit Nicola Perugini) von „Human Shields: A History of People in the Line of Fire“. Beide Bücher wurden von University of California Press veröffentlicht.

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Guy Shalev ist medizinischer Anthropologe und Geschäftsführer von Physicians for Human Rights Israel. (Mai 2025)

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Osama Tanous ist Kinderarzt, Wissenschaftler im Bereich öffentliche Gesundheit und Vorstandsmitglied von Physicians for Human Rights Israel. (Mai 2025)

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